· Pressemitteilung

80 Jahre DRK-Suchdienst – Spurensuche mit Herz und Verstand

Das Ende des Zweiten Weltkriegs jährt sich in diesen Tagen zum 80. Mal – ebenso lange gibt es den DRK-Suchdienst, der seit 1945 Menschen bei der Suche nach vermissten Angehörigen unterstützt. Über Generationen hinweg ist der Dienst eine wichtige Anlaufstelle für Fragen nach Schicksalen, Zugehörigkeit und familiären Wurzeln geblieben – auch in Sachsen-Anhalt.

„Wer einen geliebten Menschen vermisst, lebt mit offenen Fragen – das kann zur seelischen Belastung werden“, erklärt Silke Piel, Leiterin Suchdienst des DRK-Landesverbandes in Magdeburg. „Unsere Aufgabe ist es, Wege zu finden, damit diese Fragen nicht unbeantwortet bleiben.“

Die Aufgaben des DRK-Suchdienstes sind dabei so vielfältig wie die Geschichten der Ratsuchenden selbst: Es geht um klassische Personensuchen, die Klärung von Schicksalen vermisster Wehrmachtsangehöriger oder ziviler Verschollener und aktuelle Suchanfragen der Internationalen Suche, sowie Hilfe bei Familienzusammenführungen im Rahmen des Ausländerrechts, sowie um Anfragen im Kontext aktueller Fluchtmigration.

Noch immer stellen Angehörige der Kriegsgeneration – Eltern, Geschwister, Kinder oder Ehepartner – den Großteil der Anfragen. Doch auch bei der Enkelgeneration wächst das Interesse, familiäre Lücken zu schließen. Silke Piel und ihre Kolleginnen und Kollegen aus den sechs Suchdienst-Beratungsstellen aus den DRK-Kreisverbänden Östliche Altmark, Bitterfeld, Börde, Halle, Sangerhausen und Weißenfels arbeiten mit Einfühlungsvermögen und Ausdauer – oft mit detektivischem Spürsinn. 

Ein besonders bewegender Fall fällt Silke Piel sofort ein: 
Eine Frau wandte sich an die DRK-Beratungsstelle, um ihren Bruder zu finden, der 1945 als Kleinkind in den Wirren der Flucht verloren ging. Über Jahrzehnte blieb jede Spur aus – bis die Recherche in Kirchenarchiven und über internationale Kontakte schließlich zu einem Treffer in Kanada führte. „Die Wiederbegegnung per Videotelefonat war sehr emotional. Beide haben sich kaum gekannt, aber sofort verstanden“, berichtet Silke Piel. „Solche Momente machen unsere Arbeit besonders.“

Trotz moderner Datenbanken, digitaler Tools und weltweiter Vernetzung bleibt die Suchdienstarbeit oft ein mühsames Puzzlespiel. Dabei gelten Geduld, Empathie und der sorgsame Umgang mit sensiblen Daten als oberstes Gebot. 

Der Dienst ist für Hilfesuchende kostenlos und wird durch Mittel des Bundes sowie des Deutschen Roten Kreuzes finanziert.

Was 1945 als humanitäre Hilfe für Kriegs- und Vermisstenfamilien begann, ist heute ein moderner, international vernetzter Dienst – doch das Ziel ist geblieben: Die Suche nach vermissten Menschen ist immer auch eine Suche nach Würde, Hoffnung und Zugehörigkeit. 

Wer Hilfe benötigt, kann sich vertrauensvoll an eine der DRK-Suchdienst-Beratungsstellen in Sachsen-Anhalt wenden oder weitere Informationen online finden unter: www.drk-suchdienst.de